Freitag, 3. Dezember 2010

Abschied für immer?

Sonntag, 22. November
Celia, unsere Fahrerin, bringt uns zum Flughafen. Die gleißende Sonne geht unter – es wird Sommer … Nachtflug. Landung in Frankfurt. Nasskalter Nebel – es ist Winter ...

Stolz und Erleichterung – aber auch Leere. Was wird aus dem Afrika-Projekt? Zukunftsvisionen – ein Austausch der Theatergruppen Zamdela und Köln: Midsummer Night’s Dream, ein sehr afrikanischer Shakespeare im Alten Wartensaal – Frühlings Erwachen über das Goethe-Institut in Johannesburg.
Illusionen – ich fange an zu rechnen. Zwei Tickets sind durch den Workshop abgedeckt – fehlen also noch vier bis fünf  – schon ein vierstelliger Betrag. Sponsoren finden. Spenden sammeln. Auf einen Urlaub verzichten….

Der Wecker in Köln klingelt. Der IN VIA-Alltag hat mich wieder. Ich freue mich auf das Team und auf meine Kölner „Kinder“ – in meinen Gedanken proben sie gemeinsam mit den „Zamdela-Kids“….

Grüße aus der Südstadt
Hans-Peter Speicher

Premiere ohne den Regisseur

Samstag, 20. November – Premierentag
Ich gehe noch schnell zur Bank, um die „Kinder“ nach der Aufführung zu einer kleinen Premierenfeier einladen zu können. Da man in Südafrika nur das Geld für einen Tag mit sich herumtragen soll, gehe ich fast jeden Tag zum Geldautomaten, doch heute habe ich Schwierigkeiten, meinen PIN einzugeben – 47... oder doch 74... Schließlich gelingt es mir doch noch, dem Automaten Geld zu entlocken. Noch schnell am Guesthouse vorbei, um Requisiten zu holen! – Ich stehe hilflos vor meinem Schrank, räume meine wenigen Habseligkeiten von links nach rechts. Was wollte ich noch? – Auf dem Weg zur Boiketlong-Hall erste Orientierungslosigkeit ... Dann in der Halle die Frage: Warum stehen die Bäume auf der Bühne? Die Schauspieler fragen mich, wo der Schlafsack zu Beginn des Stückes liegen soll. – Was für ein Schlafsack denke ich?... Skye wird nachdenklich – hier stimmt etwas nicht ... 
Er fragt mich schließlich: Peter, what’s my name? – Mir ist klar, dass ich diesen jungen Mann kennen müsste ... Filmriss!
Skye’s Mutter hat ihren Sohn mit dem Wagen in die Townships gebracht und steht noch vor der Halle. Lucky und Mkhulu bringen mich zum Auto und schon sind wir auf der Autobahn nach Vereeniging: stationäre Aufnahme in eine Privatklinik - die Erinnerungen versinken im Nebel ...

…. Premiere ohne Regisseur! – Die Stimmung im Ensemble ist bedrückt – die Schauspieler beten für mich ...Mkhulu – unser Puck – appelliert an die Truppe, nun das Beste zu geben: für Peter!
Stimmübungen, Aufwärmtraining…und dann…Premiere! Während der Aufführung droht Betroffenheit erneut die Kids zu befallen. Ursula ermahnt sie, jetzt nur an die Aufführung zu denken und die Premiere gelingt erstaunlich gut.

Die Gebete der Truppe werden erhört – ich wache am Sonntag in der Klinik auf und habe nur einen Gedanken: so schnell wie möglich ins Etienne Rousseau Theatre nach Sasolburg! – Der Oberarzt entlässt mich zögernd, aber er weiß auch, dass ich nicht zu halten bin. Louise – Skye’s Mutter – holt mich mit ihrem Zweisitzer ab und wir fliegen über die Autobahn Richtung Sasolburg. Sie fährt mich jedoch nicht zum Theater, sondern zum Schwimmbad ...Der ANC hat das Theater für eine politische Aktion nun doch okkupiert!
Provokation, Boykott, Sabotage? – Stimmen aus dem Publikum: The politicians bulldoze art and culture!

Tony telefoniert, diskutiert – ich treffe im Schwimmbad ein und die „Kinder“ empfangen mich überschwänglich. Während Hans für die Truppe Pizza bestellt, denke ich über die Möglichkeiten einer Freilichtaufführung vor der Bibliothek nach. Ursula wartet vor dem Theater, wo ihr plötzlich der Bürgermeister von Sasolburg vorgestellt wird. Er war vor einigen Wochen mit einer Gruppe in Leverkusen – man kommt ins Gespräch – er verspricht, das Theater zu räumen. Während Zumas Gefolge sich gelassen durch das Foyer wälzt, baut die Truppe allegro molto das Bühnenbild auf, richtet die Technik ein und das Publikum wartet geduldig – nun schon über eine Stunde ...

Dann endlich: das Saallicht verlischt und die zweite Vorstellung – für mich die Premiere – geht über die Bühne. Die Schauspieler verspielen ihr Herzblut, die Tänzer geraten zu den Klängen der Trommeln in Ekstase – das Publikum dankt ihnen mit anhaltendem Applaus, besonders als Lucky den Schlussmonolog auf Deutsch wiederholt und die Teilnehmer des Theater-Workshops ihre Zertifikate auf offener Bühne entgegennehmen.

Jubel und Erleichterung im Ensemble – dann die bange Frage: Gibt es die versprochene Voezek-Party zu unserem Abschied?!? Die Ärzte-Drogen haben meinen Blutdruck in den Keller gefahren und die „Ubuntus“ reagieren mit Kopfschütteln, als ich alle ins Emmaus-Haus zum feucht-fröhlich-traurigen Abschiedsumtrunk einlade. Während die Premiere begossen wird und die Stimmung steigt, stehle ich mich aus den Townships und Tony bringt uns ins Guesthouse. Das Projekt ist beendet. Koffer packen – offene Rechnungen bezahlen. Die letzte Nacht in Südafrika.

Die letzten Vorbereitungen

Freitag, 19. November: Wir fahren mit dem Taxi am Etienne Rousseau Theatre vorbei – endlich prangt die zugesagte Ankündigung auf dem Wochenplan: Sonntag, 21. November Zamdela Theatre Production!
Das Faltblatt als Programmheft kommt aus dem Druck – neben den Darstellern sind alle helfenden Hände aufgelistet: Vater Emmanuel, Mathapelo - die Taxifahrerin, die uns jeden Morgen zum Probenraum in der Katholische Kirche gefahren hat -, Mutter ‘Mkhulu‘ mit dem besten Catering in ganz Zamdela, Gloria mit ihrer Frauengruppe, ohne die der Löwe auf der Bühne keine Mähne gehabt hätte ...

Die letzten Requisiten müssen noch gekauft werden: Popcorn für Hermia und Helena, eine Leuchtschlange, Rosen, Hosenträger...

Vincent liefert den Bühnenhintergrund. Er hat drei Nachtschichten daran gearbeitet und lässt sich stolz in dem Wunderwerk fotografieren. Das Bühnenbild - weißleuchtende  Bäume - wird auf den Trailer verladen. Wenn nur die Befestigungen halten ... Der Konvoi bewegt sich zur ersten Aufführungsstätte, der Boiketlonghall - einer Allzweckhalle, die in der Regel Hochzeiten und Beerdigungen dient. Dann müssen die Jungs ran: aus bleischweren Podesten wird die Grundbühne gebaut. Aus den Townships sind Helfer zu uns gestoßen, die sich ein paar Rand Taschengeld verdienen wollen.

Nach der Mittagspause ist eine Generalprobe angesetzt. Parallel treffen die Gäste aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden ein – daher ist Tony, unser Manager, auf dem Weg zum Flughafen Johannesburg.

Freitag, 19. November 2010

Letzte Woche vor der Premiere

Eine Katastrophenmeldung schlägt in Zamdela - und nach Weiterleitung auch bei ubuntu in Deutschland & Belgien - ein: der Praesident persönlich besucht Sasol am Sonntag, dem 21. November & hat für seine Partei das Stadttheater blocken lassen!
Kommentar : hoch sticht niedrig ...
drei Tage Herzklopfen - dann ist von Zumas Besuch plötzlich keine Rede mehr - uns fällt ein Stein vom Herzen.


Die Truppe steht - mal bei strömendem Regen - mal in glühender Sonne - auf dem Hof der Kirche und arbeitet fieberhaft am Bühnenbild. Auch am Sonntag mussten Sonderproben angesetzt werden. Dann steht uns die Kirche natürlich nicht zur Verfügung und wir müssen ins Emmaus-Haus ausweichen.
Martijn aus Holland hat vor ein paar Monaten das Büro aus finanziellen Gruenden aufgeben müssen - gut, dass ihm der Anblick, den die Anlage heute bietet, erspart geblieben ist: der von ihm so liebevoll angelegte Gemüsegarten ist geplündert und verwildert - im Haus haben sich die Ratten breit gemacht ...

Das Ensemble startet eine Marktaktion, um die restlichen Flyer zu streuen: ein Bus fährt uns nach Sasolburg - von da nach Vereeniging - nach einer Stunde in der Mall weiter in den benachbarten Vanderbijlpark. Auf dem Rückweg nach Zamdela fahren wir noch die Vaal University of Technology an - die Studenten zeigen Interesse am Projekt - die Studentinnen Interesse an unseren männlichen Darstellern ...
Hauptsache das Theater wird voll!

Am Abend kommen wir völlig erschöpft nach Zamdela zurück - aber man ist sich einig : It's fun!

Es wird ernst - jeder hat das mittlerweile begriffen: am Freitag, dem 19.11.2010 ist Generalprobe in der Boiketlong-Hall in den Townships.
Es fehlen immer noch wesentliche Requisiten - "Props": Wir koennen nur drei Taschenlampen auftreiben - brauchen jedoch sechs!
Die Displays einiger cellphones leuchten hell genug und kommen zum Einsatz.


Schon beim "Servant of Two Masters" - der Produktion im vergangenen Jahr - hatten wir kein Programmheft. Man ist sich einig, dass zumindest ein Faltblatt mit den Namen der Darsteller und der helfenden Hände erstellt werden muss. Mafa - unser Choreograph - hat ein Jahr in Kanada gelebt und besitzt einen Computer. Tony setzt sich an die Tastatur - die Verschriftung der Sesoutou-Namen scheint mit der Aussprache kaum etwas zu tun zu haben. Die Teilnehmer nehmen unsere Bemühungen gelassen: mit "e" oder "i" ... aus Höflichkeit bestätigen sie alle Schreibweisen ...

Der Zeitplan wird immer enger - Doppelpremiere in einer Sporthalle am Samstag, dem 20. November und in einem Stadttheater mit grosser Technik und einem Orchestergraben am Sonntag, dem 21. November - da muss man flexibel sein ...

Die Gruppe ist enttäuscht, dass wir schon am Montag - einen Tag nach den Aufführungen - wieder nach Deutschland zurückfliegen.
Eine Voezek-(Soutou: Verpiss dich!)-Party im Emmaus-Garten mit Grill, Mais-Papp und einem Kasten Bier wird uns den Abschied leichter machen - doch eines ist schon klar: Tränen werden fliessen ...


Liebe Gruesse aus "Weiss-Afrika" - dem Internet-Cafe Sasolburg

Hans-Peter Speicher
18.November 2010 - 18:17 h - ich brauche ein Castle Draught ...

Es wird spannend

Die vierte Woche ist angebrochen -

Lebohang ist nicht wieder aufgetaucht - somit ist "Peter Squenz" nicht mehr doppelt besetzt - ein nicht gerade beruhigender Gedanke.

Vince hat die Stoffe & Farben für die Banner besorgt - die Flyer sind endlich (!) im Umlauf, nachdem Ursula ihnen eine Woche lang hinterher gelaufen ist. Ausflüchte ohne Ende: nur der Junior-Chef ist in der Lage, das Foto von der Karte auf die Druckvorlage zu ziehen, doch der ist beschäftigt; ist der Junior-Chef da, fehlt das Papier ...
Jetzt liegen 2000 Flyer in Kirchen, Schulen etc. - ärgerlich: ausgerechnet in der Kopfzeile ein grammatikalischer Fehler ...

Die Temperaturen steigen täglich - es wird Sommer. Meine lange Hose werde ich ungetragen wieder nach Deutschland zurückbringen. Morgens um 8:30 h sticht die Sonne schon unerträglich.
Mit den Temperaturen steigt aber auch die Abgas-Konzentration; von Sasol wehen dicke Rauchschwaden auf Zamdela zu, die von der Hitze auf die Townships heruntergedrückt werden. Um 6:00 h wachen wir mit brennenden Nasen & roten Augen auf. Ursula hat sich schon damit abgefunden, dass die Mitarbeit an diesem Theaterprojekt sie fünf Jahre ihres Lebens kosten wird ...

In der Kirchengemeinde ist am Wochenende offensichtlich ordentlich gefeiert worden - aber selbst das schlägt sich im Klingelbeutel nieder: die Fuselflaschen werden hinter der Kirche zerschlagen & kiloweise verkauft.

Auf dem Weg nach Sasolburg kommen wir an eingepferchten Rindern & Schafen vorbei, die geduldig auf ihre Schlachtung bzw. Opferung warten, denn jedem Verstorbenen folgt ein Opfertier in den Tod. Nur wenn das Blut der mit Kehlschnitt hinterm Haus geschlachteten Kühe & Schafe in der Erde versickert, ist die Seele der Toten erlöst und kann gen Himmel fahren.
Wir koennen also sicher sein, dass morgen auf dem Catering-Plan Rindergulasch stehen wird ...

Mkhulus Mutter hat Lunch übernommen: Hausmannskost! - Noch nie war unsere Verpflegung so gut! - Für viele Schauspieler ist das die einzige vernünftige Mahlzeit am Tag - einige essen nur die Hälfte, denn zu Hause müssen noch andere Familienmitglieder versorgt werden. - Dann stellt sich die Frage: Was wird, wenn das Theaterprojekt am 21. November zu Ende geht? ...

Thapelo geht an die Orgel und versucht - mit vielen Fehlgriffen - ein Kirchenlied anzustimmen; Simon und Lucky übernehmen den Rundgesang und bald klingt ein mehrstimmiger Chor aus den Fenstern des Probenraums - so singt man sich schnell die Sorgen des Alltags von der Seele ...

Im Emmaus-Haus warten die Materialien für den Bühnenhintergrund - er soll nach Entwürfen im Stil der Ndebele-Wandmalereieen - der Amagamas - ausgefuehrt werden, die Ursula in afrikanischen Kunstbänden gefunden hat.
Probenzeit darf dafür jedoch nicht geopfert werden - die ist knapp genug bemessen ...
Die Schauspieler haben sich mit den Charakteren identifiziert - die Darstellung ist wirklich überzeugend und jeden Tag ist ein deutlicher Fortschritt zu verzeichnen. Shakespeare hat die Herzen der Jugendlichen erobert - er ist eben doch der Größte ...


Dann jedoch Wochenendstimmung - die Freitagprobe steht unter keinem günstigen Stern: die Schauspieler sind unkonzentriert, Handys klingeln, mit den Freunden werden Termine für den Abend abgesprochen.
Tony - unser Manager - staucht die Truppe zusammen: man kämpft immer noch mit dem Text - die Tanz-Szenen sind völlig unterprobt.


Die Atmosphäre in der Gruppe wird gespannter...
Ein Blick aus dem Kirchenfenster: eine schwarze Wolkenwand zieht sich über Zamdela zusammen, heftige Sturmböen biegen die Bäume nieder, dicke Hagelkörner prasseln auf die Wellblechdächer.

Lindiwe - unsere Hermia - erklärt uns: in Southafrica we have four seasons in one day ! ...

Herzliche Grüße aus Ihrer IN VIA - Außenstelle Zamdela

Hans-Peter Speicher
 

Donnerstag, 4. November 2010

Ein Weißer auf der Bühne

03.11.2010, 17.24h SAST (South African Standard Time)


Das Eis ist gebrochen – Die Berliner Mauer ist gefallen! Mit Skye, einem Schüler aus Sasolburg, hat das Zamdela-Theatre-Projekt sein erstes weißes (!) Mitglied. Nach einem Casting – und großen Vorbehalten von Seiten seiner Mutter (was man ja verstehen kann) – steht am 20. November erstmals ein Weißer in Zamdela auf der Bühne! Die Pioniertat ist geglückt und die Zeit der Apartheid ist (auf der Bühne) vorbei.


Der neue Demetrius ist vom Ensemble freundschaftlich aufgenommen worden: Austausch von Mobile-Nummern und Kontakten auf Facebook...


Die Flyer sind im Druck, der Verteiler an Kirchen und Schulen ist organisiert. Die Motivation in der Truppe, Karten zu verkaufen, ist groß, denn die Einnahmen gehen zum ersten Mal direkt an die Schauspieler, da alle Kosten (Catering und Transport) bereits abdeckt sind.


Lebohang – unser Thomas – kommt unregelmäßig zu den Proben – und wenn er kommt, steht er mit Textbuch auf der Bühne. Die Gruppe fordert eine Umbesetzung – ich möchte ihm die berühmte letzte Chance geben. Die Doppelbesetzung gerät ohnehin ins Wanken – Notshi, die Darstellerin der Hermis, hat einen Job gefunden und wird uns verlassen. Wir verlieren mit ihr ein großes Talent, aber wir sind glücklich, sie in Arbeit entlassen zu können! …Erinnerungen an die Rolandstasse werden wach ...


Unsere Tänzer treten am Wochenende im Art Bucket, einer Künstlerkneipe, auf –Inspirationen zur choreographischen Gestaltung von Oberons Zauberwald ...Trommeln untermalen die traditionellen Tänze. Und ich kann aufatmen: es wird in dieser Produktion keine CD-Einspielungen geben.


Ursula – im Ehrenamt bei IN VIA Köln – ist mit dem Bühnenbild mehr als beschäftigt: Stoffe werden mit alten traditionellen Mustern bemalt und in der Mittagspause und nach den Proben muss nun das ganze Ensemble zu den Pinseln greifen.


Die Gruppe hat einen Tag zur Erholung verdient: am Dienstag geht es ins nahegelegene Schwimmbad.


Airtime is over – ich muss schließen. Der Manager des Internet-Cafes schaut schon auf die Uhr ...


Liebe Grüße mit Sonnenbrand-Gefahr schickt


Hans-Peter Speicher

Freitag, 29. Oktober 2010

Abflug nach Zamdela

16.10.2010: einen Tag vor Abflug….:

Der MSND-Text (Anmerkung der Redaktion: Hr. Speicher inszeniert Shakespeares Midsummer Night‘s Dream/Sommernachtstraum) ist nicht komplett - einige Teile sind noch immer nicht übersetzt. Beate Segbers von Ubuntu4U kündigt eine Email von Lou aus Berlin an, darin sind hoffentlich die fehlenden Teile…. Niemand kann die Email-Anhänge mit den MSND-Texten öffnen – die Katastrophe ist perfekt. Also bei Nacht und Nebel in die Rolandstrasse zum Umformatieren – HEUREKA! Es ist 18:00 Uhr und ich sollte langsam die Koffer packen....


17.10.2010: LH 572 Flug von Frankfurt nach Johannesburg. 18.10.2010: Tony, unser Manager, holt Ursula (Anm.: Ursula Wagner-Halstenberg, Ehrenamtliche in der Rolandstraße) und mich vom Flughafen ab. Von dort geht es direkt zum Probenraum – Auch dieses Mal wieder in der Katholischen Kirche von Zamdela. Das Ensemble wartet schon auf uns und ist gespannt auf das Script in meiner Tasche. Wir werden herzlich begrüßt – willkommen daheim...


Am nächsten Morgen Probenbeginn: Das Ensemble liest die verschiedenen Fassungen in verteilten Rollen – dabei gibt es heftige Kämpfe um einige Phrasen. Ein Teil des Ensembles spricht sich für die moderne Version mit umgangssprachlichen Elementen aus – andere versuchen, Elemente aus den literarischen Fassungen ins Script zu retten. Thapelo, der Truffaldino aus der ersten Produktion, macht den Vorschlag, den einen oder anderen Monolog im Original Shakespeare zu spielen. Es folgen heiße Diskussionen um die Endfassung...


Am Mittwoch dann Probenbeginn zu den Castings. Da ich die meisten Darsteller bereits von der letzten Inszenierung (Diener zweier Herren) kenne, sind die geeigneten Charaktere bald gefunden. Dann großes Meeting: Der Kartenverkauf muss so bald wie möglich beginnen, Kontakte zu Schulen, Kirchen etc. müssen hergestellt werden. Für die Karten selbst wird wieder Shakespeares Original geopfert... Abends Dinner im Spur - erneut Hoffnungen, einen „Weißen“ auf der Bühne zu haben - Verabredung mit Lysander für Samstag.


Männerrunde bei Tony und ein Kasten Bier zur Reflexion: Das Ensemble liebt das Stück – welch Erleichterung! Der Funke ist übergesprungen. Erste konkrete Überlegungen zur Choreographie:
Der Zauberwald Oberons erscheint im traditionellen Zulu-Stil und damit steht fest, dass Tsholofelo, unser Startänzer, in beiden Vorstellungen den Oberon spielen wird.


…Termin im Stadttheater! Wir haben es geschafft! Die erste Premiere geben wir in der Sporthalle, die zweite Premiere im großen Haus des Stadttheaters! Meine Koffer sind bedenklich leer – also Waschtag!


Wieder Dinner im Spur. Skey, unser „Weißer“, meldet sich nicht, geht nicht ans Handy und damit sind die letzten Hoffnungen auf ein gemischtes Ensemble verflogen... Ich brauche ein kaltes Bier – also ab ins Silverstone ... die einzige Kneipe vor Ort.


Es bleibt spannend ….!

Liebe Grüße von der unteren Erdkugel sendet


Hans-Peter Speicher